Die Mutter aller Kunstmärkte wurde 1973 von Regional Medien im Ihme-Zentrum Hannover aus der Taufe gehoben. Hier stellte die Fotografengruppe Spectrum zum ersten Mal aus, die später ihr festes Domizil im Sprengel-Museum fand und auch Total-Künstler Timm Ulrichs war dabei. Mitte links Mike Gehrke, der immer gern meine Konzepte las, daneben der bekannte Karnevalist Kaju Hänsel, beide inzwischen verstorben. ip-foto
Kommunikation ist das A und O
40 Jahre Regional Medien Verlag – das sind 40 Jahre voller Arbeit für mich, die bereits als Kind für ihre Puppen winzige Zeitungen anfertigte (meine Mutter bewunderte nämlich unseren Journalisten-Nachbarn Schramm von der Goslarschen Zeitung sehr…), statt sie wie alle anderen Mädchen meines Alters im Arm zu wiegen.
Es war die Wiege des Verlags, die damals vorbereitet wurde.
Als Teenager lieferte ich während der Schulzeit von meinem Elternhaus in der Provinz aus ganze Seiten druckreif zur Hannoverschen Presse in die Landeshauptstadt Niedersachsens.
Ob es sich um das seinerzeit noch sensationelle Thema „Mädchen auf dem Bau“ handelte oder Wanderungsbewegungen der Klezmer-Musikanten – ich war bekannt im dortigen gesellschaftlichen Umfeld, als die Altersgenossen gerade ihre ersten Parties besuchten.
Eine ausrangierte Vervielfältigungsmaschine diente dazu, per Wachsmatritze einen Pressedienst aus eigenen Texten herzustellen und zu versenden, der aufgrund seiner miserablen Druckqualität stark verbesserungsbedürftig war.
Diese Verbesserung ergab sich durch den 1970 neugegründeten Pressedienst Hannover, nach meinem Umzug in die Großstadt Hannover (Volontariat bei der Hannoverschen Presse und anschließende Selbstständigkeit) im zarten Alter von 20 Jahren zusammen mit einem älteren Kollegen, dem sein Hauptauftraggeber gekündigt hatte, im 100 Jahre alten Hinterhaus Lenaustraße 12 eröffnet. Durch den zu groß gesteckten Rahmen bedingt wurde er später wieder eingestellt. Einige Zeit später griff die Stadtverwaltung den Gedanken eines eigenen Hannover-Pressedienstes auf und versendet ihn bis heute.
Zuvor allerdings sorgte der Pressedienst noch für einen der handfestesten Skandale Hannovers: berichtete über die vermutete Bauaffäre Bredero am Raschplatz.
Gudrun-Axeli Knapp, bald darauf Professorin an der Uni Hannover, hatte mich, ihre frühere Mitvolontärin, darauf angesprochen, dass unter Architekturstudenten Informationen kursierten, einige Mitglieder der Stadtverwaltung seien von der Baufirma Bredero bestochen worden, am Raschplatz einen riesigen Betonklotz zu genehmigen.
Suchte mit Knapp die Studenten im Wohnheim am Georgengarten auf und verschickte anschließend einen Bericht, der Bredero veranlasste, teure Berater für Gegendarstellungen einzukaufen und dem Pressedienst einen Millionenprozess anzudrohen…
Am 25. September 1973 trat Regional Medien auf den Plan, um den lukrativeren Public Relations (PR)-, Werbungs- und Verlagsbereich abzudecken.
Außerdem konnte ich nun Verlagskaufleute ausbilden, Claus Rühmkorb, Emmy Horn, Kirsten Ristau, Wilfried Klapperstück, Lutz Kahe, Armin Pick (inzwischen sehr erfolgreich mit www.eckball.de) und weitere.
Stellte komplett Zeitungen im Auftrag her: Werkszeitungen (Hanomag Hannover, Massey Ferguson Eschwege) ebenso wie Mitgliederzeitschriften, zum Beispiel “unter uns” des Spar- und Bauvereins (dort auch, auf lange Strecken gemeinsam mit Herbert Friedrich Hölting und meinem Mitarbeiter, die gesamte Werbung und Öffentlichkeitsarbeit einschließlich des 100jährigen Jubiläums), DAA Aktuell (Deutsche Angestellten Akademie), Wohnungsbaugesellschaft Königswusterhausen; betreute Stadtteilblätter wie Linden-Blatt und Ricklinger Monatspost, kreiierte Events: das erste Deisterstraßenfest, Kunstfest am Aegi (aus dem sich eine enorme Kunstförderung für Hannover entwickelte, die professionelle Kunsthändler reich machte), den ersten Kunstmarkt Deutschlands im Ihme-Zentrum – und gründete schließlich eigene Zeitungen.
1980 schied der bisherige Geschäftspartner aus, was schon lange überfällig geworden war. Ich hob beim Lancelot-Verlag in Arrecife die Insel-Zeitung Lanzarote aus der Taufe, betreute sie aber meist von Hannover aus redaktionell und layoutmäßig, und er hatte vor Ort dort (laut seiner Dank-Aussagen), hauptsächlich als Anzeigenmitarbeiter mit eigenem Motorrad, “eine der besten Zeiten seines Lebens”.Der damalige Partner Lancelot-Verlag brachte dann noch eine englische Ausgabe heraus und wuchs dadurch zu einem kleinen Medien-Konzern heran.
Regional Medien war fortan Ein-Frau-GmbH-&Co.KG. Dieser voluminöse juristische Mantel ist inzwischen wegen aufwändiger Rechtsvorschriften fortgefallen.
Die zahlreichen Zeitungs- und PR-Aufträge und auch Werbekampagnen wurden im Laufe der Zeit zugunsten eigener Projekte zurückgeschraubt.
Gab das Kulturmagazin “mittendrin” als meine Plattform heraus und beeinflusste so das Parkpflegewerk Georgengarten.
mittendrin wurde zwar zu einer Künstlerzeitung, die hohes Ansehen genoss, jedoch wegen des enormen Arbeitsaufwandes nicht durchzuhalten war.
Diese Artikel verdienten aber oft ein viel größeres Forum, wie in Leserbriefen immer wieder angemahnt wurde.
Dennoch: nirgendwo werden die Themen so rasch geklaut wie hier, um durch den restlichen Medienwald zu rauschen.
Die wichtige Begegnung mit dem Friedensforscher Johan Galtung kurz nach den Ereignissen des 11. Septembers 2001 fand ihren Niederschlag auf meiner Titelseite, Tenor: Am Irak-Krieg nicht teilnehmen! Meine Berichterstattung über das dem Vandalismus preisgegebene Mädchenhaus der ehemaligen Israelitischen Gartenbauschule in Ahlem brachte eine Wende in die Gedenkstätten-Kultur Hannovers und hatte internationale Auswirkungen. Auch die Gründung des 1. Rucksackgästehauses Hannovers zur Expo 2000 rief für Hannover einen riesigen Innovationsschub hervor, denn schnell fanden sich Nachahmer.
Seit die Online-Ausgabe www.regionalmedien.de ständig Diskussionsstoff liefert, finden die Themen größere Verbreitung.
Small is beautiful, mit dieser Devise ist Regional Medien fester Bestandteil der derzeit so dramatisch rapide abnehmenden Pressefreiheit geworden und hat sich auch in den inzwischen für die Zeitungsbranche erheblich schlechter gewordenen Zeiten halten können, während zahlreiche andere Blätter sang- und klanglos den Abgang machten…
Ingeburg Peters
Inhaberin
Hannover hat Geschichte
Erst nachdem ich 2001 diesen Bericht über das Mädchenhaus der ehemaligen Israelitischen Gartenbauschule veröffentlicht hatte, wurde aus der Gedenkstätte Ahlem das weltweit renommierte Erinnerungs-Projekt, bei dem sich die Prominenz die Klinke in die Hand gibt.